Erwin Wurm

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14.09.2012 – 20.01.2013

Vitra Design Museum Gallery

Der Österreicher Erwin Wurm ist ein bedeutender Vertreter der Gegenwartskunst. Sein Überzeichnen von Alltagsobjekten wie Autos, Mode und Möbel provoziert unsere Aufmerksamkeit mit einem Witz, der erst auf den zweiten Blick die zutiefst emotionale und kulturelle Bedeutung dieser Dinge offenbart. Die Manipulation von Bildern, wie sie in elektronischen Medien allgegenwärtig ist, steht mit Wurms doppelbödigen Objekten plötzlich im realen Raum. Das Vergnügen an der Persiflage schlägt unvermittelt um in ein Bewusstsein von der Zwangsläufigkeit, mit der wir uns und andere über das symbolisch aufgeladene  Eigentum definieren.
Für diese Sonderausstellung des Vitra Design Museums hat Erwin Wurm gemeinsam mit dem Kurator der Ausstellung „Pop Art Design“ eine Auswahl exemplarischer Werke getroffen, die Haus und Heim als Repräsentanten persönlicher Geschichte, Verfassung und Identifikation zeigen. Zugleich fragen sie nach der Autonomie des Gebäudes als Artefakt. Ähnlichkeiten mit den Bauten von Frank Gehry, Zaha Hadid oder Herzog & de Meuron erweisen sich dabei als nicht bloß zufällig, sondern durchaus als Ausdruck jenes Stellenwerts, den Architektur heute im Zeitalter der Ikonen als Kunst für den Alltag einnimmt.
Mit „Drowsy“, einem Beispiel aus Wurms jüngster Werkserie, in der Modelle von Häusern mit physischer Gewalt deformiert wurden, verknüpft der Künstler surrealistische Verfahren mit Aktionismus und Happening. Eine eigens für diese Ausstellung entworfene Tapete zeigt Heim und Heimat als Psychogramm und stellt Wurms aktuelle Position zum Thema in einen größeren Kontext. Der Dialog von musealer und angewandter Kunst, den die Ausstellung „Pop Art Design“ betrachtet, wird mit diesen Arbeiten bis in die Gegenwart verfolgt. Typische Pop-Themen wie der Verlust von Hierarchien, das Verzerren der Dimensionen und das Durchdringen von Kunst und Alltag kehren hier als Symptome einer höchst aktuellen und normal gewordenen Befindlichkeit wieder. Der Ton, den Erwin Wurm anschlägt, klingt dabei so frisch und scharf wie seinerzeit bei Claes Oldenburgs monumentalisierten Konsumgütern auf dem Gipfel der Pop-Art.