Jean Prouvé

Die Poetik des technischen Objekts
23.09.2006 - 28.01.2007

Mit der Ausstellung "Jean Prouvé. Die Poetik des technischen Objekts" zeigte das Vitra Design Museum die bislang umfassendste Retrospektive zum Werk des französischen Kunstschmieds, Konstrukteur und Industriellen Jean Prouvé (1901-1984). Diese Ausstellung trug maßgeblich zur Wiederentdeckung des Werkes von Jean Prouvé bei. War Jean Prouvé bis Ende der 1990er Jahre fast in Vergessenheit geraten, so gilt er heute als einer der wichtigsten Architekten und Gestalter der Nachkriegszeit, der sowohl die Möglichkeiten des industriellen Bauens als auch die Formensprache des Designs entscheidend erweitert hat.
Jean Prouvé begann seine Laufbahn 1916 mit einer Ausbildung als Kunstschmied im Umfeld der von seinem Vater geleiteten École de Nancy, einer Hochburg des Art Nouveau. Seine Kenntnisse ständig erweiternd, richtete er 1924 eine eigene Werkstatt ein und entwickelt sich zu einem Spezialisten auf dem Gebiet der Metallblechverarbeitung. Seine Mitarbeit wurde bald von den innovativsten Architekten seiner Zeit in Anspruch genommen. Nachdem ihm mit einem Auftrag von Robert Mallet Stevens das Entrée zum engeren Kreis der Architektur-Avantgarde gelang, baute er mit Eugène Beaudouin und Marcel Lods zwischen 1935 bis 1939 nahe Paris seine ersten technischen wie funktionellen Meisterwerke: den Fliegerclub Roland Garros in Buc und das Maison du Peuple in Clichy.
Als Gründungsmitglied der Union des Artistes Modernes zeigte Prouvé ab 1930 auf den Ausstellungen dieser Künstlervereinigung seine ersten Möbel. Die aus Blechen noch einzeln angefertigten Objekte deuten den Charakter der künftigen Arbeiten bereits an: technische Objekte, die für die maschinelle Produktion bis ins Detail derart kompromisslos durchdacht und verarbeitet sind, dass es nichts zu verbergen gibt und die Konstruktion selbst als bestimmendes Gestaltungselement wirkt. Ab 1947 boten die "Ateliers Jean Prouvé" immer neue Produkte an –- von hochspeziellen Einzelanfertigungen bis hin zu Fassadenelementen oder Möbeln in großer Stückzahl. In der Zusammenarbeit mit Architekten wie Le Corbusier und Pierre Jeanneret oder später mit Candilis, Josic und Woods, Maurice Novarina und Oscar Niemeyer setzt Prouvé deren Pläne nicht einfach um, sondern leiste eigene Beiträge zur funktionalen und ästhetischen Qualität ihrer Bauten. Ab 1954 schuf er selbst vier seiner architektonischen Hauptwerke: 1954 das aus Restposten seiner früheren Fabrik zusammengestellte Wohnhaus für sich und seine Familie in Nancy und im selben Jahr ein riesiger Pavillon zur Hundertjahrfeier des Aluminiums am Pariser Seineufer, 1956 der Prototyp eines Fertighauses für das Obdachlosenprogramm des Emmaus-Gründers Abbé Pierre und 1957 die majestätische Trinkhalle von Évian über dem Genfer See.
Im Mittelpunkt der Ausstellung standen die Exponate mit über 50 Möbeln, zahlreichen Architekturmodellen, originalen Architekturelementen und einer Auswahl der Originalzeichnungen, die aus den Archiven in Nancy in die Sammlungen des Centre Georges Pompidou geliehen wurde. Ergänzt um Filme und interaktive Anwendungen zu einzelnen Projekten, bot sie eine gründliche Einführung in Prouvés technisches Denken und einen eindrucksvollen Überblick über sein Gesamtwerk.


Ausstellungstournee

18.02.2010 - 16.04.2010, Galleria dell Accademia, Mendrisio, Schweiz
17.09.2009 - 29.11.2009, Daelim Contemporary Art Museum, Seoul, Korea
10.03.2009 - 21.06.2009, Hofmobiliendepot, Wien, Österreich
06.10.2008 - 30.11.2008, Antiguo Convento de N. Sra. d. l.Reyes, Sevilla, Spanien
20.06.2008 - 14.09.2008, Museo dell'Ara Pacis, Rom, Italien
07.12.2007 - 13.04.2008, Design Museum, London, Großbritannien
27.09.2007 - 18.11.2007, Hotel de Ville de Boulogne-Billancourt, Paris, Frankreich
12.05.2007 - 02.09.2007, NAI Netherlands Architecture Institute, Maastricht, Niederlande
18.02.2007 - 22.04.2007, Palazzo Té, Mantua, Italien
22.09.2006 - 28.01.2007, Vitra Design Museum, Weil am Rhein, Deutschland
12.05.2006 - 30.07.2006, Deutsches Architekturmuseum, Frankfurt Deutschland
04.11.2005 - 22.01.2006, Toyota Museum of Industry and Technology, Nagoya, Japan
06.09.2005 - 23.10.2005, Rensei Junior High School, Tokio, Japan
06.08.2005 - 24.08.2005, Sendai Mediatheque, Sendai, Japan
30.10.2004 - 16.01.2005, Kamakura Museum of Modern Art, Kamakura, Japan