Curator's Statement

Amelie Klein, Co-Kuratorin der Ausstellung
»Victor Papanek: The Politics of Design«


Victor Papanek (1923 – 1998) formulierte schon in den 1960ern und 1970ern ein Designverständnis, das nicht aktueller sein könnte. Der austro-amerikanische Designer, Hochschullehrer und Autor sprach von der Verantwortung des Designers der Gesellschaft und der Umwelt gegenüber, und sein ganzes Leben lang wurde er nicht müde, diese Verantwortung einzufordern. »Es gibt Berufe, die schädlicher sind als der des Industriedesigners, aber viele sind es nicht«, schrieb Papanek in seinem Buch Design for the Real World, das 1970 erstmals in Schwedisch erschien, in mehr als 20 Sprachen übersetzt wurde und ohne Unterbrechung bis heute gedruckt wird. Verständlich, dass er sich mit seiner pointierten Kritik nicht nur Freunde machte, doch er hat seitdem auch Generationen von Designern dazu inspiriert, ihre Profession in ihrer sozialen, ökologischen und damit politischen Dimension zu verstehen und umzusetzen. Viele aktuelle Designströmungen wie Critical Design, Social Design und Participatory Design beziehen sich auf Papaneks Ansatz.

Es ist genau dieses Verständnis von Design als ein Mittel für gesellschaftlichen und politischen Wandel, das wir heute angesichts der Probleme, der sich die Welt gegenüber sieht, dringend brauchen. Soziale Ungerechtigkeit, Umweltverschmutzung und Konsumwahn sind seit Papaneks Zeiten nicht nur weitgehend ungelöst geblieben, sie haben sich zum Teil sogar noch zugespitzt. Die Frage, wie wir an diese Probleme herangehen wollen, kann nicht beantwortet werden, ohne Design in die Pflicht zu nehmen. Es ist die ureigenste Rolle von Design zu vermitteln – zwischen Mensch und Umwelt, Mensch und Technologie sowie zwischen Menschen untereinander. Weder unsere materielle noch unsere digitale Welt lassen sich ohne Design verändern. Deshalb sind Designer stets politische Akteure. Doch letztlich sind sie in ihrer Verantwortung nicht allein. Wir alle treffen jeden Tag Entscheidungen, in der wir die Welt in ihrem unglücklichen Zustand perpetuieren – oder eben nicht.

Laufzeit der Ausstellung: 29.09.2018 – 10.03.2019

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