Vitra Campus
Vitra Campus
Seit den 1980er Jahren hat das Unternehmen Vitra Bauwerke mit weltweit renommierten ArchitektInnen errichtet. Das einzigartige Architekturensemble umfasst Bauten u.a. von Tadao Ando, Frank Gehry, Nicholas Grimshaw, Zaha Hadid, Herzog & de Meuron, SANAA, Álvaro Siza und anderen. Der Architekturkritiker Philip Johnson schrieb darüber: »Seit der Gründung der Weißenhofsiedlung in Stuttgart im Jahr 1927 wurden nirgends auf der Welt mehr Bauwerke von den herausragendsten Architekten der westlichen Hemisphäre errichtet.« Die Bauwerke auf dem Vitra Campus kontrastieren miteinander, fügen sich aber zugleich harmonisch in die Umgebung ein. Sie spiegeln eine Unternehmensphilosophie, die nicht nach einer einheitlichen Firmenarchitektur sucht, sondern als offenes Projekt unterschiedliche Positionen fördert. Im VitraHaus – dem Flagshipstore von Vitra – wird die gesamte Vitra Home Collection präsentiert: von den großen Klassikern bis hin zu den neuesten Entwürfen zeitgenössischer DesignerInnen. Die ausgestellten Möbel und Gegenstände können vor Ort ausprobiert, bestellt und gekauft werden. Bitte beachten Sie, dass viele Gebäude des Vitra Campus nur im Rahmen einer Architekturführung besichtigt werden können. Der Vitra Campus gliedert sich in einen öffentlichen und einen nicht-öffentlichen Bereich. Im öffentlichen Bereich befinden sich das Vitra Design Museum, das VitraHaus und der Vitra Rutschturm auf der Álvaro-Siza-Promenade sowie das Vitra Schaudepot. Der nicht-öffentliche Bereich, das eigentliche Werksgelände, kann nur im Rahmen einer Architekturführung besichtigt werden.
Vitra Campus Plan
Vitra Campus Webcam
Vitra Design Museum / Frank Gehry
Vitra Design Museum /
Frank Gehry
Frank Gehry
1989
Das Hauptgebäude des Vitra Design Museums wurde vom amerikanischen Architekten Frank Gehry entworfen und war dessen erstes Projekt in Europa. Während Gehrys frühere Bauten noch der bildbetonten Sprache der Postmoderne verbunden waren, beschränkte sich der Architekt beim Vitra Design Museum auf eine weiss verputzte Fassade, ein Zinkdach sowie eine Kubatur aus einfachen, geometrischen Grundformen. Aus diesen fast klassisch wirkenden Elementen schuf er eine dynamische Skulptur, bei der die einzelnen Baukörper zu zersplittern und in Bewegung zu geraten scheinen. Die Ästhetik des Vitra Design Museums trug maßgeblich zur Entstehung des Stilbegriffs „Dekonstruktivismus“ bei und leitete in Gehrys Schaffen eine neue Phase ein, die sich in seinen Großprojekten der Folgejahre (etwa dem Guggenheim Museum Bilbao, 1996) fortsetzte.
Im Innenraum verfügt das Vitra Design Museum über 4 große Ausstellungssäle mit gleichmäßigen, weißen Wänden und ca. 700 qm Ausstellungsfläche. Die wichtigste Lichtquelle ist ein zentrales Oberlicht, dessen Kreuzform auch von außen als Zentrum der Gebäudekomposition zu erkennen ist. Die von außen so markanten, diagonalen Baukörper beherbergen die Treppenhäuser. Die expressiven Außenformen des Gebäudes sind also durchaus funktional bedingt und entsprechen den Anforderungen an einen komplexen Museumsbau. Damit gelang Gehry im Vitra Design Museum die Verbindung zweier grundlegend verschiedener Typen der Museumsarchitektur. Zum einen ist das Gebäude eine überraschende Neuinterpretation des „white cube“, der einen zurückhaltenden Rahmen für die Präsentation von Exponaten bietet. Von außen ist es jedoch als bildhafte Bauskulptur gestaltet, die dem Vitra Design Museum schnell zu internationaler Bekanntheit verhalf.
Vitra Campus Gallery / Frank Gehry
Vitra Campus Gallery und Pförtnerhaus /
Frank Gehry
Frank Gehry
1989 / 2003
Zusammen mit dem Vitra Design Museum realisierte Frank Gehry 1989 ein Pförtnerhaus mit einem angrenzenden Büroraum, das sich am Eingang zum Vitra Campus befindet. 2003 wurde dieser Komplex rückwärtig um einen Bau erweitert, der sich in unmittelbarer Nähe zum Eingang des Vitra Design Museums befindet. Er beherbergt die Vitra Campus Gallery. Diese vermittelt BesucherInnen Einblicke in die Geschichte und Bauten des Vitra Campus. Die ersten Gebäude entstanden bereits in den 1950er Jahren, doch erst nach einem Brand im Jahr 1981 wurde der Campus zu einem Ort entwickelt, der Design, Architektur, Natur und Gastronomie auf einzigartige Weise miteinander verbindet. Die Vitra Campus Gallery ermöglicht neben der Geschichte des Areals Einblicke in die neuesten Projekte auf dem Vitra Campus, der sich stetig weiterentwickelt.
Produktionshalle / Frank Gehry
Produktionshalle /
Frank Gehry
Frank Gehry
1989
Parallel zum Vitra Design Museum realisierte Frank Gehry 1989 eine große Produktionshalle, die unmittelbar hinter dem Museum auf dem Vitra Campus liegt. Die reduzierte Grundform dieses Gebäudes entspricht seiner Nutzung als Montagehalle. Die beiden Eingänge zum vorderen Bereich, in dem sich eine Kantine und Büroräume befinden, weisen jedoch die für Gehry typischen, skulpturalen Bauformen auf und stellen optisch eine Verbindung zum Museumsgebäude her.
Produktionshalle / Álvaro Siza
Produktionshalle /
Álvaro Siza
Álvaro Siza
1994
Die große, schlichte Backsteinhalle von Álvaro Siza erinnert an anonyme Fabrikgebäude des 19. Jahrhunderts und tritt hinter die Bedürfnisse der anderen Baukörper auf dem Gelände zurück. Das markanteste Element des Gebäudes ist die geschwungene Brückendachkonstruktion, die die Halle mit dem benachbarten Gebäude von Nicholas Grimshaw verbindet. Sie lässt sich so weit nach oben ziehen, dass der Blick vom Eingang des Vitra Campus auf das Feuerwehrhaus von Zaha Hadid nicht beeinträchtigt wird. Bei Regen senkt sich die Brücke automatisch ab, um eine witterungsgeschützte Passage zum Grimshaw-Bau zu gewährleisten.
Produktionshallen / Nicholas Grimshaw
Produktionshallen /
Nicholas Grimshaw
Nicholas Grimshaw
1981 / 1983
1981 zerstörte ein Brand den Großteil der bis dahin genutzten, konventionellen Produktionsgebäude von Vitra. Erst der Wiederaufbau bot die Möglichkeit, unterschiedliche Bauten mit bekannten Architekten zu realisieren, die zum heutigen Vitra Campus führten. Nicholas Grimshaw war unmittelbar nach der Brandkatastrophe 1981 der erste Architekt, der einen Bau auf dem Campus realisierte. Da dafür aufgrund von Versicherungsvorgaben nur 6 Monate Zeit waren, entwarf Grimshaw eine Halle aus einfachen, vorgefertigten Metallelementen. Die Fassade aus horizontal gewelltem Blech ist zugleich ein Bekenntnis zur industriellen Nutzung des Gebäudes und zur technischen Kompetenz der Firma Vitra. 1983 errichtete Grimshaw eine zweite Produktionshalle, die mit der ersten nahezu identisch ist. Beide Hallen werden heute noch zur Produktion genutzt. Der erste Bau beherbergt zudem das Citizen Office, ein innovatives Großbüro, das 2010 von der Innenarchitektin Sevil Peach gestaltet wurde.
Feuerwehrhaus / Zaha Hadid
Feuerwehrhaus /
Zaha Hadid
Zaha Hadid
1993
Nachdem ein Großbrand 1981 weite Teile des Firmenareals zerstört und einen Neuaufbau des Firmengeländes nötig gemacht hatte, richtete Vitra eine Werksfeuerwehr ein. Die Gestaltung des Feuerwehrhauses übertrug man der aus dem Irak stammenden, in London ansässigen Architektin Zaha Hadid. Sie entwarf ein Gebäude, das aus einer großen Halle für mehrere Feuerwehrautos sowie einem weiteren Trakt mit Umkleideräumen, Duschen sowie Gemeinschaftsräumen besteht. Die spitzwinkligen, skulpturalen Formen des Feuerwehrhauses wurden in aufwändiger Schalbauweise direkt vor Ort gegossen. Sie bilden einen starken Kontrast zur rechtwinkligen Ordnung der benachbarten Produktionshallen.
Das Vitra Feuerwehrhaus war das erste Gesamtbauwerk von Zaha Hadid überhaupt und gilt heute – ebenso wie Frank Gehrys Bau für das Vitra Design Museum – als Schlüsselwerk für den so genannten Dekonstruktivismus, aber auch für die Architektur des späten 20. Jahrhunderts überhaupt. Heute wird das Gebäude für Ausstellungen und Sonderveranstaltungen genutzt.
Konferenzpavillon / Tadao Ando
Konferenzpavillon /
Tadao Ando
Tadao Ando
1993
Der Konferenzpavillon von Tadao Ando ist das erste Werk von Ando außerhalb Japans. Das Zentrum dieses Gebäudes bildet ein abgesenkter Innenhof, der die Umgebung auszublenden scheint und dem Gebäude eine fast klösterliche Ruhe und Intimität verleiht. Von dort aus erreicht man über schmale Korridore und Rampen die verschiedenen Konferenzräume. Der fein behandelte Sichtbeton und die Holzoberflächen unterstützen die Ruhe und Konzentration, die dieser Bau ausstrahlt. Sie zeugen von Andos Inspirationen an Architekten wie Le Corbusier und Louis Kahn, machen aber zugleich seine Verwurzelung in der Tradition japanischer Baukunst deutlich. Die Synthese westlicher und östlicher Architekturtradition, die Tadao in seinen Bauten anstrebt, manifestiert sich auch in der Lichtführung und in der Einbettung des Gebäudes in die umgebende Landschaft, die an die Strenge japanischer Zen-Gärten erinnert.
Dome / Richard Buckminster Fuller
Dome /
Richard Buckminster Fuller
Richard Buckminster Fuller
1975 / 2000, mit T.C. Howard
Der Visionär Richard Buckminster Fuller gilt als einer der großen experimentellen Architekten des 20. Jahrhunderts. Zu seinen wichtigsten Werken gehören das Wichita House (1944), die Biosphere auf der Weltausstellung in Montreal 1967 sowie das futuristisch anmutende Automobil Dymaxion Car (1933). Im Zentrum von Fullers Werk stand die Auseinandersetzung mit so genannten geodätischen Strukturen, die er für selbstragende Kuppelbauten nutzbar machte. Um seine Patente für diese Konstruktionen zu lizenzieren, gründete Buckminster Fuller 1955 die Firma Synergetics Inc., die er später wieder verkaufte. Für Synergetics entwickelte der mit Buckminster Fuller befreundete Ingenieur Thomas C. Howard die leicht montierbaren Kuppelbauten daraufhin weiter. Diese Modelle wurden von der Firma Charter Industries industriell produziert und vertrieben – so auch der Kuppelbau, der heute auf dem Vitra Campus steht. Er wurde 1975 hergestellt und zunächst in Detroit/USA eingesetzt. Im Jahr 2000 wurde der Bau auf dem Vitra Campus errichtet und dient seitdem als Ort für wechselnde Veranstaltungen.
Tankstelle / Jean Prouvé
Tankstelle /
Jean Prouvé
Jean Prouvé
1953 / 2003
Jean Prouvé war ein bedeutender Ingenieur, Architekt und Designer der Nachkriegszeit. Er entwickelte Möbel und Bauten, die auf sorgfältig konstruierten Metallstrukturen basierten und die er in seinem eigenen, metallverarbeitenden Betrieb produzierte. Das kleine Tankstellengebäude auf dem Vitra Campus entwickelte Prouvé gemeinsam mit seinem Bruder Henri Prouvé (1915 - 2012) ca. 1953 für die Firma Mobiloil Socony-Vacuum. Ursprünglich stand sie am „Relais des Sangliers“ im Departement Haute-Loire in Frankreich. Als eines der drei noch verbliebenen Exemplare dieses Typs wurde sie 2003 auf dem Vitra Campus wiederaufgebaut. Das Gebäude besteht aus winkelförmigen Aluminiumelementen und von Bullaugen durchbrochenen Blechen. Tragwerk und Wandaufbau sind deutlich – auch farblich – voneinander getrennt. Damit ist dieser Bau typisch für die Gestaltungsprinzipien, die auch Prouvés anderen Möbeln und Bauten zu Grunde lagen und mit denen er viele Aspekte heutiger High-Tech-Architektur vorwegnahm.
Balancing Tools / Claes Oldenburg & Coosje van Bruggen
Balancing Tools /
Claes Oldenburg & Coosje van Bruggen
Claes Oldenburg & Coosje van Bruggen
1984
Der Künstler Claes Oldenburg und seine Frau Coosje van Bruggen zählen zu den wichtigsten Vertretern der Pop Art. Seit den 1960er Jahren experimentierten sie mit Skulpturen von überdimensional vergrößerten Alltagsgegenständen. Die Skulptur „Balancing Tools“ wurde von den Kindern des Vitra-Firmengründers Willi Fehlbaum als Geschenk zu dessen 70. Geburtstag in Auftrag gegeben. Sie zeigen mit Hammer, Zange und Schraubendreher die Hauptwerkzeuge eines Polsterers, der bei der Möbelproduktion eine zentrale Rolle spielt. Die Vergrößerung vermeintlich banaler Alltagsgegenstände, ergänzt um die Fassung in einfachen Primärfarben, erhebt diese Objekte zu einprägsamen Ikonen und spiegelt zugleich den Dialog von Kunst und Technik, der jedem Designprozess zu Grunde liegt.
VitraHaus / Herzog & de Meuron
VitraHaus /
Herzog & de Meuron
Herzog & de Meuron
2010
Mit dem VitraHaus wurde 2010 ein Bau geschaffen, der die Vielfalt der Vitra Produktpalette am Produktionsstandort unter einem Dach erlebbar macht. Das VitraHaus ist Vitras Flagshipstore: Besucher finden dort Anregungen für die Einrichtung ihres Zuhauses und werden auf eine Entdeckungsreise ihrer eigenen Designvorlieben eingeladen. Neben den Produktinstallationen und Beratungsräumen in den Obergeschossen befinden sich im Erdgeschoß der Vitra Design Museum Shop, das VitraHaus Café und die Rezeption zum Empfang der Besucher auf dem Vitra Campus. Das Gebäude dafür wurde von Herzog & de Meuron entworfen, einem der renommiertesten Architekturbüros der Gegenwart. Die Grundstruktur des VitraHaus besteht aus 12 langgezogenen Giebelhäusern, die zu einem fünfstöckigen Bauwerk aufeinandergestapelt sind. Dank der Giebeldächer ergeben sich im Inneren immer wieder vertraute Raumsituationen – die Architekten sprechen von „domestic scale“. Zugleich wirken die Giebelformen wie ein Zitat der umliegenden Vorortbauten und scheinen die unterschiedlichen Wohnwelten geradezu bildhaft einzurahmen. Ein Rundgang durch das VitraHaus bietet permanent neue Stimmungen und Einblicke – innerhalb des Gebäudes, aber auch in die umgebende Landschaft, sei es auf die idyllischen Weinberge im Osten oder die Basler Industriezonen im Westen. Aufgrund seiner vielschichtigen Konzeption wirkt das VitraHaus wie eine architektonische Umsetzung der pluralistischen Unternehmenskultur, die Vitra in allen Bereichen prägt.
Produktionshalle / SANAA
Produktionshalle /
SANAA
SANAA
2012
Die vom japanischen Architekturbüro SANAA entworfene Produktionshalle der Vitrashop Gruppe wurde 2012 fertiggestellt. Das Gebäude erhebt sich über einem frei gerundeten, nicht ganz kreisförmigen Grundriss und besteht aus zwei halbrunden Betonschalen, die miteinander verbunden sind. Diese ovale Form optimiert logistische Abläufe, indem sie LKW genügend Zirkulationsfläche bietet. Die Hälfte der Halle ist unterkellert, hier steht Mitarbeitern eine Tiefgarage mit 240 Parkplätzen zur Verfügung. Da auf künstliches Licht verzichtet werden sollte, wurden an der Hallendecke mehrere Oberlichter installiert, die viel Tageslicht einlassen. Eine weiße Vorhangfassade aus gewellten Acryl-Paneelen verleiht dem Äußeren des Gebäudes eine fließende Form. Dadurch wirkt die Halle – die größer als alle anderen Produktionsgebäude auf dem Gelände ist – leicht, fast schwebend. Wie in anderen Werken von SANAA in Europa, etwa dem Rolex Learning Center an der EPFL Lausanne oder dem Neubau für das Louvre-Museum in Lens, stehen auch bei diesem Bau Leere und Leichtigkeit im Mittelpunkt. Dieser Eindruck wird unterstützt durch eine immateriell wirkende Fassade und die wenigen, mit fast chirurgischer Präzision gesetzten Fassadenöffnungen.
Álvaro-Siza-Promenade / Álvaro Siza
Álvaro-Siza-Promenade /
Álvaro Siza
Álvaro Siza
2014
Die sogenannte Álvaro-Siza-Promenade ist 500 Meter lang. Es handelt sich um einen Asphaltweg, der von zwei Meter hohen Hainbuchhecken begleitet wird. Mal flankieren diese linear den Weg, mal weichen sie zurück und lassen Grünräume entstehen. Siza wählte Hecken, um den Wechsel der Jahreszeiten erlebbar werden zu lassen. Dazu treten harte, unveränderliche Materialien, die sich schon an der Siza-Halle finden: in den Niederlanden gebrannter Backstein und portugiesischer Granit. Das Formen- und Materialrepertoire ist auf wenige Elemente reduziert. Der Weg wird rhythmisiert durch «Episoden», die spezielle Raumerfahrungen ermöglichen. Dazu zählen in der ersten Ausbauphase ein s-förmiger, von Hecken eingefasster Aufenthaltsbereich, der Vitra Rutschturm von Carsten Höller und ein archaisch anmutender, sich durchdringender Doppelraum aus Backstein- respektive Granitwänden. Die Promenade ist ein Stationenweg, der mit seinen «Follies» an englische Parkanlagen erinnern mag. Siza widersetzt sich mit seinen architektonisch ausgebildeten Einzelelementen der romantischen Idee einer ununterscheidbaren Verschmelzung von Natur und Architektur – Landschaft und Geometrie folgen ihren eigenen Gesetzlichkeiten, finden aber auf einer höheren Ebene zu einer für das Werk von Siza typischen Balance.
Vitra Rutschturm / Carsten Höller
Vitra Rutschturm /
Carsten Höller
Carsten Höller
2014
Der 30,7 Meter hohe Vitra Rutschturm des deutschen Künstlers Carsten Höller ist Aussichtsturm, Rutsche und Kunstwerk zugleich. Er besteht aus drei schräg stehenden, aufeinander zulaufenden Stahlstützen, an deren Schnittpunkt eine drehbare Uhr mit einem Durchmesser von sechs Metern angebracht ist. Die Konstruktion wird durch eine zweiläufige, in die Schrägstützen eingepasste Treppe mit Zwischenpodesten vertikal erschlossen. Auf 17 Metern Höhe befindet sich eine Aussichtsplattform mit Blick auf das Campus-Gelände und das Umland. Die Plattform ist Ausgangspunkt für die 38 Meter lange Röhrenkurvenrutschbahn.
Vitra Schaudepot / Herzog & de Meuron
Vitra Schaudepot /
Herzog & de Meuron
Herzog & de Meuron
2016
Das Vitra Schaudepot ist nach dem VitraHaus (2010) der zweite Bau von Herzog & de Meuron auf dem Vitra Campus. Er verbindet das einfache Erscheinungsbild eines Industrie- oder Lagergebäudes mit den komplexen Anforderungen an ein begehbares Museumsdepot.
Nach außen präsentiert sich das Schaudepot als monolithischer Baukörper aus gebrochenem Klinker, gekennzeichnet durch eine völlig fensterlose Fassade und ein schlichtes Giebeldach. Die Klinkersteine der Fassade wurden vor Ort gespalten und geben dem Gebäude eine lebendige Textur. Mit seinem schlichten und erhabenen Erscheinungsbild reflektiert das Schaudepot den kulturellen Wert der darin aufbewahrten Objekte. Das Innere des Gebäudes bietet ideale konservatorische Bedingungen, um die wertvollen Sammlungsstücke zu bewahren. Die Haupthalle im Erdgeschoss des Schaudepots ist geprägt durch eine streng gerasterte Anordnung von Leuchtröhren an der Decke, die den Innenraum gleichmäßig ausleuchten. Hier befinden sich neben der Dauerausstellung auch die Fläche für wechselnde, sammlungsbezogene Ausstellungen sowie der Eingangsbereich mit einem Shop.
Ein dritter Bereich umfasst Garderoben, Sanitärtrakt sowie ein Café und verbindet das Gebäude mit der Restaurierungswerkstatt, der Bibliothek und den Büros des Vitra Design Museums. Ein großes Fenster öffnet die Haupthalle zum Untergeschoss, von dem der Besucher in die weiteren Sammlungsdepots blicken kann. Diese Sichtverbindung macht die Grundidee des Gebäudes deutlich: Mit dem Schaudepot wächst stetig die Sammlung des Museums nach außen und erhält eine oberirdische Präsentationsfläche; die bisherigen Depots im Untergeschoss bleiben jedoch erhalten, werden erweitert und zugleich Teil der Gesamtinszenierung.
Dem Schaudepot vorgelagert ist ein erhöhter, öffentlicher Vorplatz. Dieser bindet das Gebäude in das Architekturensemble auf dem Vitra Campus ein. Der Neubau bildet einen reizvollen Kontrast zu der dynamischen Form dem gegenüber liegenden Feuerwehrhaus von Zaha Hadid (1993) und korrespondiert mit den ebenfalls verklinkerten Fabrikhallen von Álvaro Siza (1994).
Mit dem Schaudepot entstand auf dem Vitra Campus ein zweiter, stadtseitiger Eingang nach Süden sowie ein öffentlicher Bereich, der auch das Feuerwehrhaus mit einschließt. Dieser ist aus dem Zentrum von Weil am Rhein gut zu Fuß erreichbar und an Tramverbindung in die Basler Innenstadt angeschlossen. Über die Álvaro Siza Promenade ist das Schaudepot mit dem nordseitigen Eingang des Campus, dem VitraHaus und dem Museumsbau von Frank Gehry verbunden. Der am Weg gelegene Rutschturm von Carsten Höller dient dabei als Wegmarke und ermöglicht die Aussicht auf das gesamte Architekturensemble des Vitra Campus, das auch Bauten und Kunstwerke von SANAA, Tadao Ando, Álvaro Siza, Nicholas Grimshaw, Renzo Piano, Richard Buckminster Fuller, Claes Oldenburg und Jean Prouvé umfasst.
Oudolf Garten / Piet Oudolf
Oudolf Garten / Piet Oudolf
Das neueste Projekt auf dem Vitra Campus ist kein Gebäude, sondern ein 4000 m2 großer »Perennial Garden«, dessen erste Pflanzen im Mai 2020 gesetzt wurden. Der niederländische Designer Piet Oudolf gilt als Pionier einer Generation von Gartengestaltern, die in den späten 1980er Jahren begannen, die gängige Praxis in Frage zu stellen. Sie setzten auf mehrjährige, oft selbstregenerierende Pflanzen, Stauden, Gräser, Büsche und Wiesenblumen, die als Gartenpflanzen lange ignoriert wurden und eine ebenso unkonventionelle Anordnung der Gewächse. Piet Oudolf wurde in den letzten Jahren mit der Gestaltung von öffentlichen Gärten auf der ganzen Welt betraut und hat mit der New Yorker »High Line« einen neuen Diskurs über das Gärtnern in der Stadt angestossen. Oudolfs Projekten gemein ist die Idee einer Landschaft, die wild und ungezähmt aussieht, ohne eine umsichtige Gestaltung in dieser Form jedoch nicht existieren könnte. Dies setzt eine minutiöse Organisation voraus, die neben einem strengen Zeitplan und einer intensiven Suche nach den richtigen Pflanzen auch ein Bepflanzungsschema umfasst, das im Fall von Piet Oudolf allein schon aussieht wie ein Kunstwerk. Die Pflanzen bilden das Gerüst des Gartens, bei dem weitgehend auf gebaute Strukturen verzichtet wird und der dennoch nicht der Dekoration der umliegenden Architektur dient, sondern diese ergänzt und ihr eine neue Perspektive vermittelt. Der Garten will die Aufmerksamkeit der Besucherinnen von den Gebäuden auf den Boden lenken und in den Zustand einer inspirierenden Desorientierung bringen. Im Sommer 2021 wird der Garten erstmals in voller Blüte stehen.
Vitra Designweg / Ronan und Erwan Bouroullec
Vitra Designweg / Ronan und Erwan Bouroullec
Im Mai 2021 wurde der Vitra Designweg installiert, der von der Tramhaltestelle im Stadtzentrum Weil am Rhein direkt zum Vitra Campus führt. Der Weg wird von 12 Vitrinen markiert, die von den Designern Ronan und Erwan Bouroullec gestaltet worden sind. Auf kleinen Drehpodien präsentieren die laternenartigen Vitrinen Miniaturen von Highlights des modernen Möbeldesigns aus der Sammlung des Vitra Design Museums. So lassen sich einige Ausschnitte aus fast 200 Jahre Möbelgeschichte erleben, vom berühmten Kaffeehaus-Stuhl von Thonet aus dem 19. Jahrhundert über Möbel von Le Corbusier bis zu Entwürfen von Charles und Ray Eames. Als Design-Lehrpfad bereichert der Vitra Designweg den Stadtraum und vermittelt ein wichtiges Stück Kulturgeschichte. Der Weg verläuft von der Haltestelle der Tramlinie 8 entlang des Fusswegs an der Basler und Müllheimer Strasse zum Südeingang des Vitra Campus.
Umbrella House / Kazuo Shinohara
Umbrella House / Kazuo Shinohara
Kazuo Shinohara (1925 – 2006) gilt neben Kenzo Tange als bedeutendster japanischer Architekt der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ein Meisterwerk aus Shinoharas sogenanntem Ersten Stil, das 1961 in Tokio errichtete Umbrella House, wurde auf dem Vitra Campus in Weil am Rhein wiederaufgebaut. Das auf einer quadratischen Grundfläche basierende Holzhaus bot unter seinem namensgebenden Dach – dem «Schirm» – Platz für eine kleine Familie. Shinohara bediente sich beim Entwurf des Hauses bei traditioneller japanischer vernakulärer Wohn- und Tempelarchitektur und wendete verschiedene Motive erstmalig im Wohnungsbau an. Shinohara achtete beim Bau außerdem darauf, einfache und kostengünstige Materialien zu verwenden. Für den japanischen Architekturdiskurs der 1960er Jahre war das Umbrella House neuartig und anregend.
Da das Umbrella House an seinem bisherigen Standort in Tokio aufgrund eines zukünftigen Straßenbauprojektes abgerissen werden sollte, hat Vitra das Haus übernommen und sichert es somit für die Nachwelt. Das in Holzständerbauweise gebaute Haus wurde im Sommer 2020 sorgfältig auseinander gebaut und in seine Einzelteile zerlegt. Die Holzkonstruktion aus japanischer Zeder, japanischer Kiefer und Douglasie wurde zusammen mit den weiteren Teilen des Hauses verpackt und nach Weil am Rhein verfrachtet. Der Wiederaufbau auf dem Vitra Campus hat im September 2021 in enger Abstimmung mit dem Tokyo Institute of Technology begonnen und konnte im Sommer 2022 abgeschlossen werden.
Garden House / Tsuyoshi Tane
Garden House / Tsuyoshi Tane
Das Garden House des japanischen Architekten Tsuyoshi Tane wurde gemäß seinem Konzept »Archäologie der Zukunft« konstruiert: Die Architektur beginnt mit der Erinnerung des Ortes, an dem sie sich befindet. Dieser Ideologie folgend wurde das Garden House mit nachhaltigen, wenn möglich heimischen Materialien von lokalen Handwerkern gebaut und von lokalen Handwerkern errichtet. Die Steine und das Holz wurden lokal eingekauft und nur über kurze Strecken transportiert.
Mit einer Größe von 15 Quadratmetern ist das Tane Garden House sehr kompakt. Es bietet etwa 8 Personen genügend Platz für Workshops und ist mit einer kleinen Kaffeeecke ausgestattet, dient aber hauptsächlich zur Aufbewahrung von Gartengeräten des Oudolf-Garten-Teams. Zudem kann es von den Mitarbeitenden von Vitra genutzt werden, die die Campus-Bienenstöcke pflegen und von denjenigen, die am Employee Garden beteiligt sind, das momentan neben dem Garden House gestartet wird. Sitzgelegenheiten im Freien und ein kleiner Springbrunnen zur Pflanzenbewässerung und zur Reinigung von Stiefeln und Arbeitsgeräten befinden sich ebenfalls im Bau. Außerdem bekommt das Gebäude eine Aussichtsplattform, von der aus die Besucherinnen und Besucher einen uneingeschränkten Rundumblick auf den Oudolf Garten, das Umbrella House und den Vitra Campus haben.
Khudi Bari / Marina Tabassum
Khudi Bari / Marina Tabassum
In Bangladesch häufen sich als Folge klimatischer Veränderungen Überschwemmungen, die jeweils unzählige Menschen zwingen, ein neues Zuhause zu suchen. Vor diesem Hintergrund haben die Architektin Marina Tabassum aus Bangladesch und ihr Team das Khudi Bari – Kleines Haus – entwickelt: Eine kostengünstige Gebäudestruktur, die von den Bewohnern selbst errichtet, demontiert, transportiert und an einem anderen Ort wieder aufgestellt werden kann. Als Beispiel einer architektonischen Haltung und konkreten Antwort auf Probleme, die durch die Klimakrise verschärft werden, wurde ein Khudi Bari auf dem Vitra Campus in Weil am Rhein aufgebaut.