Erweiterung der Miniaturenkollektion

Die Miniaturenkollektion des Vitra Design Museums hat Kultstatus: Seit 1992 produziert das Museum Designklassiker im Maßstab 1:6, die bis in das kleinste Detail dem Original nachgebildet sind und in aufwendiger Handarbeit gefertigt werden. Im Rahmen der Fuorisalone der Mailänder Designwoche wurden vier neue Miniaturen erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt, die in digitalen Produktionsverfahren gefertigt wurden. Entwickelt wurden die vier neuen Miniaturen in enger Abstimmung mit den Gestalterinnen und Gestaltern der Originale. Diese gelten mittlerweile als Designikonen des 21. Jahrhunderts, sind weltweit in Museumssammlungen vertreten und werden teilweise zu Höchstpreisen gehandelt. Die Miniaturen des Vitra Design Museums leisten einen Beitrag dazu, die Originalentwürfe, die oft nur in kleinster Auflage gefertigt wurden, einem größeren Kreis von Sammlern und Liebhabern zugänglich zu machen. Die Miniaturen ermöglichen abwechslungsreiche Einsatzmöglichkeiten: ob als Accessoire für Designfans, als Sammlerstück für Designliebhaber oder als Demonstrationsobjekte im wissenschaftlichen Kontext.

Unter den neuen Miniaturen des Vitra Design Museums ist der »Sketch Chair« (2005) der schwedischen Designgruppe Front, der traditionelle Vorstellungen von Design in Frage stellt, den intuitiven Charakter der ersten Skizze erfasst und in ein Sitzmöbel übersetzt. Ebenso vorgestellt wird der »Bone Chair« (2006) von Joris Laarman. Der Stuhl wurde mit Hilfe von Software entworfen, die eine optimale Konstruktion für die bestmögliche Stabilität unter Verwendung möglichst wenig Material vorsieht. Zuletzt wurde ein Exemplar für knapp 400.000 Euro versteigert. Der »Sinterchair« (2002) des deutschen Designerduos Vogt und Weizenegger gilt als erstes Möbelstück, das ein 3D-Druckverfahren auf die Herstellung für die Möbelindustrie übertrug, dieses Verfahren wird auch für die Miniaturen angewendet. Auch der »Solid C2« (2004) des französischen Designers Patrick Jouin nutzt ein 3D-Druckverfahren und wird aus einem einzigen Stück gefertigt und in Handarbeit veredelt.

Mit den vier neuen Miniaturen umfasst die »Miniatures Collection« des Vitra Design Museums nun rund 70 Modelle. Sie reicht von Designklassikern des 19. Jahrhunderts von Thonet oder Charles Rennie Mackintosh über Schlüsselstücke der Moderne von Marcel Breuer oder Charlotte Perriand bis hin zu Objekten des Radical Design wie dem Lippensofa »Bocca«. Als Miniaturen werden sie zu Zeitzeugen einer Designkultur, die längst Teil unseres kollektiven Bewusstseins geworden ist.

Mit den Lizenzgebühren der Miniaturen wird die Arbeit ihrer Entwerfer oder deren Nachlässen unterstützt. Trotz ihrer Erfolgsgeschichte sind die Miniaturen stets ein kulturelles Projekt geblieben: Sämtliche Erlöse kommen der Arbeit des Vitra Design Museums zugute: von Ausstellungen über Forschung und Vermittlung bis hin zum Erhalt der Originale in der Museumssammlung. Die Miniaturen dokumentieren Designgeschichte demnach nicht nur – sie sind selbst Teil dieser Geschichte geworden.