Louis Kahn

23.02.2013 – 11.08.2013

Vitra Design Museum

Der amerikanische Architekt Louis Kahn (1901-1974) gilt als einer der großen Baumeister des 20. Jahrhunderts. Mit komplexen Raumkompositionen und einer meisterhaften Licht-Choreographie schuf Kahn Bauten von archaischer Schönheit und universaler Symbolkraft. Zu seinen wichtigsten Werken gehören das Salk Institute im kalifornischen La Jolla, das Kimbell Art Museum im texanischen Fort Worth und das Parlament von Bangladesch in Dhaka. Mit der Ausstellung „Louis Kahn – The Power of Architecture“ widmet das Vitra Design Museum Kahn die erste große Retrospektive seit zwei Jahrzehnten. Die Ausstellung umfasst eine bislang nie gezeigte Vielfalt an Modellen, Originalzeichnungen, Fotos und Filmen. Dabei werden alle wichtigen Projekte Kahns ausführlich dokumentiert – von seinen frühen Stadtplanungen und Einfamilienhäusern bis hin zu monumentalen Spätwerken wie dem Roosevelt Memorial für New York (1973/74), das im Oktober 2012 posthum fertiggestellt wurde. Bereichert wird der Blick auf Kahns architektonisches Schaffen durch eine Auswahl von Aquarellen, Pastell- und Kohlezeichnungen, die er auf Reisen anfertigte und die seine Handschrift als Künstler und Illustrator dokumentieren. Zu den Höhepunkten der Ausstellung gehören ein vier Meter hohes Modell des spektakulären City Tower für Philadelphia sowie bislang unveröffentlichte Filmaufnahmen von Nathaniel Kahn, dem Sohn Kahns und Regisseur des Films „My Architect“. Interviews mit Architekten wie Frank Gehry, Renzo Piano, Peter Zumthor oder Sou Fujimoto unterstreichen die heutige Bedeutung von Kahns Werk, das mit dieser Ausstellung neu entdeckt und einem breiten Publikum zugänglich gemacht wird.

Nach der umfassenden biografischen Einleitung ist die Ausstellung in sechs Themenbereiche gegliedert, die die zeitliche Entwicklung von Kahns Schaffen nachvollziehbar machen. Das Leitmotiv dafür liefert Kahns Suche nach Ursprüngen: In Architektur und Kunst, aber auch in der Naturwissenschaft, ja selbst in der Betrachtung menschlicher Verhaltensweisen und des gemeinschaftlichen Zusammenlebens. Eng mit Kahns Biographie verknüpft, widmet sich der erste Ausstellungsbereich Stadt seiner Beziehung zu Philadelphia, die er nach seiner Emigration als neue Heimat verstand und die zu einer Art Labor für die Entwicklung seiner eigenen urbanistischen und architektonischen Prinzipien wurde. Der zweite Bereich Wissenschaft untersucht, wie Kahn ab den 1950er Jahren, auch im Zusammenhang mit seiner Lehrtätigkeit in Yale und Philadelphia, nach Strukturgesetzen forschte, die der Natur selbst zu eigen sind und die eine Grundlage für die Erneuerung der Architektur liefern sollten. Der dritte Bereich Landschaft verdeutlicht, wie die Natur Kahn nicht nur Inspirationen lieferte, sondern in der Folge auch als Kontext seiner Bauten immer wichtiger wurde. Kahns Suche nach einer stärkeren Verknüpfung von Architektur mit ihrer Umgebung bildete auch die Grundlage für seine Beschäftigung mit dem Haus, das für ihn einen Archetyp und den Ausgangspunkt für sein Verständnis von Architektur und Gemeinschaft darstellte. Mit zunehmendem Erfolg als Architekt näherte sich Kahn einer Architektur, die eng mit den zeitlosen Grundlagen des Bauens verknüpft, technisch und konstruktiv jedoch radikal neu und zukunftsorientiert ist. Das dahinter stehende Ideal einer Ewigen Gegenwart war das Ergebnis einer intensiven Auseinandersetzung mit der Architekturgeschichte und deren baulichen Archetypen, die Kahns Reisezeichnungen aus Italien, Griechenland und Ägypten besonders anschaulich dokumentieren. Den Abschluss und Höhepunkt der Ausstellung bildet die Sektion Gemeinschaft, in der deutlich wird, wie essentiell für Kahn die gesellschaftliche Bedeutung der Architektur war und er daraus neue Formen für öffentliche Bauten ableitete. Kahn ist vermutlich der einzige Architekt überhaupt, der sowohl eine Kirche, als auch mehrere Synagogen sowie einen muslimischen Gebetsraum geplant hat. Schon hier zeigt sich, dass Kahns raumplanerische Konzepte jenseits ihrer konkreten Funktionalität immer auch Verbildlichungen gesellschaftspolitischer Ideen waren. Zusammengenommen ergeben die sieben Ausstellungsbereiche ein neues Bild von Louis Kahns Schaffen, das sich gängigen Kategorien wie Moderne oder Postmoderne entzieht. Kahns Einmaligkeit besteht in seiner Synthese der großen Denktraditionen der architektonischen Moderne – von der École des Beaux-Arts, über den konstruktiven Rationalismus des 19. Jahrhunderts und die Arts & Crafts Bewegung bis zur Bauhaus-Moderne –, angereichert durch die Berücksichtigung indigener, nicht-westlicher Bautraditionen. Strömungen wie dem Metabolismus oder Brutalismus gab Kahn entscheidende Impulse, hochaktuelle Aspekte des Bauens nahm Kahn vorweg, sei es die Rückbesinnung auf lokale Ressourcen oder auf „weiche“ Faktoren wie Luft, Licht und Wasser. Er sah sich als Teil einer Jahrtausende überspannenden Tradition, die die Architektur nicht nur als Mittel utilitärer Bedürfnisbefriedigung versteht, sondern als Instrument der künstlerischen Spekulation und des Nachdenkens über Natur, Geschichte und menschliche Gemeinschaft.

Die Ausstellung ist eine Kooperation des Vitra Design Museums mit den Architectural Archives der University of Pennsylvania, Philadelphia und dem NAI part of The New Institute, Rotterdam. Das Vitra Design Museum dankt dem Hauptsponsor Swarovski, der, im Rahmen seiner kulturellen Arbeit, durch sein großzügiges Engagement zur Wiederentdeckung eines wichtigen Architekten beigetragen hat.

Global Sponsor:




Ausstellungstournee

11.08.2017 - 05.11.2017, The Fabric Workshop and Museum, Philadelphia, PA, USA
26.03.2017 - 25.06.2017, Kimbell Art Museum, Ft Worth, USA
05.11.2016 - 31.01.2017, San Diego Museum of Art, USA
29.01.2016 - 01.05.2016, Bellevue Arts Museum, Bellevue, USA
28.03.2015 - 05.07.2015, Taipei Museum of Fine Art, Taipei, Taiwan
09.07.2014 - 12.10.2014, London Design Museum, Großbritannien
18.10.2013 - 26.01.2014, National Museum, Oslo, Norwegen
23.02.2013 - 11.08.2013, Vitra Design Museum, Weil am Rhein, Deutschland
07.09.2012 - 06.01.2013, Netherlands Architecture Institute, Rotterdam, Niederlande